Nach sehr turbulenter Vorbereitung mit bis zum Schluss unsicherer Teilnahme von Crews sowie einem Motorschaden an unserer CFN sollte es endlich losgehen. Die PRM wurde dank der sehr guten Arbeit des Technik Teams kurzfristig noch fit für die Reise gemacht.

Der Ferryflight von Basel nach Agadir durch Hans Ruedi und Eneko war fast auf die Stunde pünktlich in Agadir angekommen und wir tauschten beim Nachtessen bereits erste Erfahrungen aus. Marcel und ich übernahmen die PRM in Agadir. Der Zutritt zum Vorfeld wurde durch die Pilotenuniform sowie eine Gen Dec mit MFG Stempel erheblich erleichtert.
Nach aufsuchen des C Office wurden wir dort sehr herzlich empfangen. Die hilfsbereite und zuvorkommende Organisation des VFR Traffics begleitete uns auf sämtlichen Flugplätzen, unabhängig ob es sich um einen grossen internationalen, oder um einen kleinen Platz gehandelt hat. In Zagora zum Beispiel kam der ATC Controller am Tag des Abflugs extra nur für uns an den Flugplatz.
Grundsätzlich muss für jedes Leg in Marokko ein ICAO Fluplan handschriftlich ausgefüllt werden, der anschliessend direkt im C Office auf Durchführbarkeit geprüft wird. Wenn nicht gerade das Militär aktiv ist oder die Königsfamilie unterwegs ist verläuft dieser Vorgang speditiv und relativ schnell. Ursprünglich hatten wir geplant von Agadir direkt südwärts in Richtung Tan Tan und Dhakla zu fliegen.
Aufgrund der noch immer unsicheren politischen Situation in diesem Teil von Marokko ist allerdings dort eine Sonderbewilligung erforderlich. Nach über 50 gewechselten E-Mails und viel Einsatz von Marcel in dieser Beziehung erhielten wir trotzdem leider keine Bewilligung mit stellenweise kuriosen Argumenten und unnötiger Hinhaltetaktik.
1. Tag
Unser Flugweg führte uns am 1. Tag von Agadir mit Tankstopp in Quarzazate nach Erachidia. Zufällig begegneten wir bereits an diesem ersten Tag den beiden Piloten von der MFG Bressaucourt ebenfalls mit einer Piper Archer unterwegs. Pierre Andre von der Bressaucourt Equipe ist mittlerweile ein ausgewiesener Experte für Flugreisen in Marokko. So schlossen wir uns den beiden an und verbrachten einige Etappen unserer Tour zusammen bzw. trafen uns am jeweiligen Zielort wieder.


2. Tag
Am 2. Tag ging unser Flug nach Zagora in die Nähe der Grenze zu Algerien. Traumhafte Sichtweiten und Wüstenlandschaften südlich des Atlas ergaben einen sehr schönen Flug.
Kräftiger und heisser Wüstenwind machte die Landung in Zagora anspruchsvoll. Die Empfehlungen vorheriger Crews führte uns in das Sahara Sky Hotel. Besonders dort ist, dass der Manager des Hotels gleichzeitig auch Astronom ist. Hobby Astronomen aus der ganzen Welt kommen zu ihm um bei besten Bedingungen ohne Lichtverschmutzung den Himmel zu beobachten. Auf dem Dach gibt es diverse Teleskope zur Himmelsbeobachtung. Auch die Amerikaner haben automatische Teleskope dort installiert. Niemand weiss aber genau was sie von dort aus observieren oder steuern. Leider erwischten wir eine Vollmond Nacht, so dass die Ausbeute beim Sterne gucken nicht besonders war. Diverse Planeten konnten wir aber dennoch sehr beindruckt betrachten.



3. Tag
Tag 3 startete nicht besonders. Marcel war noch gezeichnet von einer abklingenden Angina und ich kämpfte mit den Verdauungsorganen. Nach Tee und Zwieback und Besuch der lokalen Apotheke sowie etwas Ruhe ging es aber weiter für uns. Die geplante Strecke nach Fes liess sich aufgrund grossflächiger Aktivierung militärischer Gebiete nicht durchführen. So beschlossen wir gen Nordwest zunächst nach Quarzazate und weiter nach Casablanca Tit Melil zu fliegen.
Auf dem Flug überquerten wir den schneebedeckten Atlas bei bestem Wetter. Westlich an Marrakech vorbei wechselte die Landschaft schnell von Wüste zu fruchtbarem Grün. Insgesamt ein ruhiger Flug mit herrlichen Ausblicken auf Wüste Berge und grüne Landschaften und später auf den Atlantik. Wo sonst hat man das in so kurzer Zeit? Auf dem GA Flugplatz Casablanca Tit Melil wurden wir herzlich empfangen. Die Piper bekam einen schattigen Stellplatz im Hangar der lokalen Flugschule und wir wurden mit Minztee und lokalem Gebäck versorgt.


Die Stadt Casablanca ist nicht besonders empfehlenswert. Geschätzte 10 Mio Einwohner und entsprechender Verkehr verdichten sich zu schlechter Luft und Lärm. Also nach einer Nacht schnell wieder weg hier dachten wir uns.
4. Tag
Nach dem Frühstück in Casablanca hatten wir das einzige Mal auf dieser Reise eine geschlossene Nebeldecke mit entsprechenden IFR Bedingungen. Wir mussten also noch abwarten für einige Stunden bis die Sonne den Nebel weggeheizt hatte. Gegen Mittag war es soweit und wir machten uns auf zum Flugplatz. Die Fahrt zum Flugplatz zeigte einmal mehr das Chaos dieser Stadt und erschreckenderweise massenhaft viele Flüchtlinge zu Fuss offensichtlich auf dem Weg gen Norden um sich die Hoffnung auf ein besseres Leben in Europa zu erfüllen. Noch ziemlich deprimiert von diesen Anblicken zeigte sich nach dem Take Off rasch besseres Wetter und wir flogen gen Osten nach Fes. Über saftig grüne Flächen ging es nach Osten und wir landeten am späteren Nachmittag nach ruhigem Flug in Fes.


Im Vergleich zu Marrakech zeigt sich die sehr bunte Medina von Fes wesentlich weniger touristisch hingegen ist sie ein noch grösseres Labyrinth. Wir hatten leider vergessen uns die offline GPS Karte von Fes auf dem Natel zu installieren, so brauchten wir nach dem Abendessen und einem Besuch der Medina einen jungen lokalen Guide der uns wieder heraus führte.


5. Tag
Schönstes Wetter und gesundheitlich beide wieder hergestellt ging es langsam auf den Rückweg in Richtung Agadir. Wir entschieden einen Weiterflug nach Essaouira. Bestes Flugwetter und ein toller Flug führte uns direkt gen Süd West an den Atlantik in die Surfer und Hippie Stadt Essaouira. Bereits Jimi Hendrix und die Rolling Stones verbrachten dort kreative Pausen und genossen das Leben. Auch wir hätten es dort noch ein paar Tage länger ausgehalten.


In Essaouira trafen wir wieder auf die Kollegen aus Bressaucourt. Pierre Andre organisierte das Hotel und Abendessen für uns mit und wir genossen einen entspannten Abend in dieser sehr gepflegten Stadt mit einer tollen Medina. Am nächsten Tag verbrachten wir einen entspannten Strandtag in Essaouira und ich konnte bei starker Brise sogar Kitesurfen in der Bucht.


6. Tag
Die Rückreise nach Agadir war ein kurzer aber sehr schöner Flug an der Küste entlang in Richtung Süden. Nach ca. 75min erreichten wir den Flugplatz. Absolut traumhafte Blicke auf die Atlantik Küste und das Hinterland gab es zu bestaunen. Die Landung auf dem Verkehrsflugplatz in Agadir war problemlos und die PRM wurde getankt und geputzt auf dem Vorfeld geparkt für die nächste Crew, um den Ferryflight zurück nach Basel vorzunehmen.


Unsere Rückreise nach Basel war leider sehr ärgerlich und abenteuerlich aufgrund eines Streiks der französischen Fluglotsen. Unser Rückflug an diesem Tag wurde abgesagt. Die einzige Option war am Folgetag ein Ryanair Flug von Marrakech nach Bergamo zu nehmen und nach Transfer zum Bahnhof Milano Centrale mit der SBB zurück nach Basel zu fahren. Wir hatten damit 25 Std. Verspätung im Vergleich zur ursprünglichen Reiseplanung.
Zusammengefasst war es aber trotzdem eine super Woche. Ein fliegerisches Abenteuer mit vielen neuen Erfahrungen, Kulturen und faszinierenden Ausblicken. Grundsätzlich besteht in Marokko eine sehr gut funktionierende und organisierte General Aviation mit sicherer Flugdurchführung wie zu Hause. Auch die anfänglichen Bedenken bezüglich der Verfügbarkeit von Avgas bestätigten sich nicht. Avgas ist etwas teurer im Vergleich zur Schweiz aber ganz gut verfügbar. Dazu kommt die Kammeradschaft auf dieser Reise und die gemeinsamen Erlebnisse von denen man noch lange träumen und erzählen kann. Wir können es nur empfehlen.

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