Zu Beginn der schweizer Sommerferien im Juli 2021 konnte endlich der erste Ausflug seit Corona stattfinden. Gerard hat hierfür zwei Routenvorschläge ausgearbeitet (Sachsen / Deutschland oder Südfrankreich); sowohl das Wetter als auch die Präferenz der beteiligten Besatzungen führten zum Ausflug nach Südfrankreich. Die geplante Ziele waren Montpellier, Nimes und Cannes. Insgesamt bestand die Gruppe aus jeweils zwei Besatzungen auf zwei Flugzeugen (Robin & Cessna).

Leg 1: Basel (LFSB) nach Montpellier (LFMT)

Geplantes Routing Basel - Montpellier (308 NM):
LFSB - LFSB E - LFSB S - BENOT - SOSAL - LFLP - CBY - ABADO - NELEN - PEQEF - LFMT N - LFMT NF - LFMT NE - LFMT NC - LFMT

Das Wetter war am Abflugtag eher durchwachsen. Der ursprüngliche Plan, am Samstag morgen von Basel in Richtung Westen via Lyon zu fliegen, war aufgrund zu tiefer Wolkenbasis im Jura nicht umsetzbar. Daher haben wir während der langen Wartezeit auf besseres Wetter kurzerhand die Strecke via Grenchen und Genf umgeplant. Das Wetter war für diese Strecke etwas besser, wenngleich nicht unbedingt CAVOK: Die Vorhersagen stellten “broken”-Wolkenschichten mit einer Wolkenobergrenze um 7500 ft sowie angenehmen Rückenwind in Aussicht.


Am späten Nachmittag hat sich das Wetter soweit aufgebessert dass wir uns schliesslich zum Abflug entschieden haben. Der Plan bestand nun darin, die neu geplante Strecke via Genf per VFR-Transitroute zu fliegen und gegebenenfalls halt wieder umzukehren falls die Wetterlage unter unseren Limiten sein sollte. Tatsächlich war die Wetterprognose etwas optimistisch: Die Wolken waren eher am oberen Ende von “broken” und die Obergrenze war ebenfalls höher als vorhergesagt. Gut, wer behauptet dass Meteorologie eine präzise Wissenschaft ist… Da die Wetterlage eine sichere Durchführung im Sichtflug über den Wolken zugelassen hat, und was noch wichtiger war, da wir immer einen Plan B (anderes Routing) und auch Plan C (Rückkehr nach Basel) hatten, haben wir den Flug entsprechend fortgesetzt. Wir haben uns für den Flug über den Wolken entschieden, oder vielmehr gegen einen Flug unter den Wolken, um einerseits die VFR Transitroute South (beginnend ab FL75) nutzen zu können, aber vor allem um unterwegs nicht ständig Grashalme zählen zu müssen.

Nach Passieren der Schweizer Luftraumgrenze wurden wir an die französischen Lotsen weitergereicht, welche uns in bestem Englisch mit Informationen und Anweisungen (wir waren überwiegend im Luftraum C unterwegs) versorgt haben. Unsere Anfragen nach Abkürzungen wurden jeweils fast alle genehmigt; hier ist es hilfreich nicht nur den nächsten gewünschten Wegpunkt, sondern auch den Kurs dorthin zu kennen: Manch’ Lotse wollte zuerst wissen welcher Kurs notwendig wäre um zum gewünschten Wegpunkt zu gelangen, bevor die jeweilige Freigabe erteilt wurde.
Während wir den alpinen Bereich langsam verlassen haben, hat sich das Wetter kontinuierlich verbessert und die Wolkenschichten lockerten sich auf. Praktischerweise blieb uns der merkbare Rückenwind erhalten… So wurde das regelmässige Wechseln der Frequenzen zur Hauptbeschäftigung: Meistens hatten die Lotsen unsere Details, so dass das Durchreichen zu dem jeweils nächsten Lotsen eher ein kurzes Unterfangen war.

Der weitere Flug nach Montpellier war ohne besondere Vorkommnisse und absolut entspannt. Dank des Rückenwindes konnte die gute alte Cessna eine fast schon rekordverdächtige Geschwindigkeit über Grund von 164 kt erreichen. Nichts desto trotz war die Robin-Crew bereits seit einiger Zeit am Boden als die CFN gelandet ist.

Nachfolgend ein paar Impressionen aus Montpellier:


Leg 2: Montpellier (LFMT) nach Nimes (LFTW)

Geplantes Routing Montpellier - Nimes (27 nm):
LFMT - LFMT NC - LFMT NE - LFTW AS - LFTW

Am nächsten Morgen ging es dann weiter von Montpellier nach Nimes. Der Plan war, den Tag dort zu verbringen und dann am Nachmittag weiter nach Cannes zu fliegen. Der kurze Flug nach Nimes war entspannt und, wie bislang, begleitet von hilfsbereiten Lotsen. Bemerkenswert waren die ganzen Flieger, welche (aufgrund Corona?) in Nimes abgestellt wurden:

Nimes, eine alte Römerstadt, war ein kulturell sehr interessantes Ziel:


Leg 3: Nimes (LFTW) nach Cannes (LFMD)

Geplantes Routing Nimes - Cannes (165 NM):
LFTW - LFTW SA - LFMI SB - LFML SD - LFTH S - LFTH WT - LFTH PT - LFTH ST - LFTH ET - GONIV - LFMD DR - LFMD SW - LFMD SA - LFMD 

Am Nachmittag ging es weiter nach Cannes. Die Robin-Crew hat den direkten Weg genommen, während die Cessna-Besatzung die etwas längere, aber sehr schöne Strecke an der Küste entlang geflogen ist. Wie bislang waren die Lotsen sehr hilfreich und haben, wo unterwegs notwendig, die Freigaben für die geplante Flugstrecke erteilt. Je näher wir an Cannes kamen waren die Lotsen umso geschäftiger. Das Wetter war kein relevanter Faktor. Wir wurden, ähnlich wie beim ersten Flug von Basel nach Montpellier, von den Lotsen jeweils an die nächste zuständige Stelle weitergereicht; auch hier war der Funkverkehr entspannt. Cannes’ Tower-Lotse hatte alle Hände voll zu tun und verteilte seine Anweisungen fast non-stop. Das Routing mag auf dem ersten Blick etwas wild erscheinen, schlussendlich ist es “nur” die VFR-Route der Küste entlang.

Am Boden stieg dann kurzzeitig die Spannung als es um einen Abstellplatz ging. Cannes akzeptiert keine Reservationen für die kleineren Flieger, so schien die Ground-Lotsin zunächst zu überlegen wo sie uns parkieren lässt bevor sie uns dann die Rollanweisungen gab. Nach dem Abstellen wurden dann die günstigen Spritpreise genutzt und die Flieger wieder getankt. Nachfolgend ein paar Impressionen aus Cannes:


Leg 4: Cannes (LFMD) nach Basel (LFSB)

Geplantes Routing Cannes - Grenoble Alpes Isere (161 NM):
LFMD - LFMD WD - MEDOK - XATEL - NISAR - LFLS S - LFLS
Geplantes Routing Grenoble - Basel: LFLS - (183 NM):
LFLS - LFLS NC - AMKEN - GILIR - LFSB W - LFSB WA - LFSB WB - LFSB

Am dritten und letzten Tag des Ausflugs ging es dann an die Rückreise nach Basel. Die Wetterlage war im Alpenraum wieder (oder: noch immer) durchwachsen und im Verlaufe des Mittags wurden für Cannes und Umgebung Regen und Gewitter vorhergesagt. Leider hatten wir für die Rückreise nach Basel recht starken Gegenwind, welcher die Flugdauer entsprechend erhöht hat. Der Plan war, über das Rhone-Tal in Richtung Grenoble und Lyon heimzufliegen. Die Robin-Besatzung hat sich dazu entschieden, direkt heimzufliegen, während die Cessna-Crew noch einen kurzen Zwischenstopp in Grenoble eingeplant hat. Der Reisetag war ein Montag, was auch an den aktiven Lufträumen spürbar war. Die Lotsen waren nach wie vor sehr hilfreich und haben proaktiv auf aktive militärische Lufträume auf der Strecke hingewiesen und sogar Routingvorschläge / -anweisungen gegeben, damit wir gefahrlos an ihnen vorbei oder teilweise sogar am Rand innerhalb der Sperrgebiete durchfliegen konnten.


Fazit

Der etwa 850 NM lange Ausflug, verteilt auf drei Tage, hat Spass gemacht und vor allem gezeigt, was für ein tolles Fliegerland Frankreich ist. Befürchtungen bezüglich der Luftraumstruktur oder des Funkverkehr auf Englisch sind insgesamt unbegründet. Die proaktive und unterstützende Arbeitsweise der Lotsen hat die Durchführung der Flüge, auch in komplexer wirkenden Luftraumstrukturen oder anspruchsvollem Wetter, vereinfacht. Darüber hinaus zeigte sich auch, dass solche Ausflüge auch bei Wetterlagen unterhalb CAVOK gut durchführbar sind, wenn man vorausschauend plant und sich auch nicht zu Schade ist, gegebenenfalls wieder umzukehren.


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